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Workshop: Solutionism als Lösung für soziale Probleme?

Kann die Blockchain-Technologie wirklich mehr Transparenz in globale Lieferketten bringen? Eine kritische Auseinandersetzung über Chancen, Risiken und notwendige Regulierung

In der DR Kongo oder Kolumbien werden blutige Konflikte unter anderem durch den Abbau von Rohstoffen finanziert. Anderenorts z.B. in Ghana hört man von Trinkwasserverschmutzungen, Zwangsumsiedlungen und den Verlust von Lebensgrundlagen lokaler Bevölkerung durch Bergbauoperationen. Die menschenrechtlichen Risiken im Bergbau sind vielfältig und der Bedarf an Rohstoffen steigt durch die Digitalisierung darüber hinaus weiter an. In den letzten Jahren gab es auf Druck zivilgesellschaftlicher Akteure erste zaghafte Versuche die Lieferkettenverantwortung von Unternehmen gesetzlich zu regeln z.B. um der Finanzierung blutiger Konflikte durch Rohstoffhandel vorzubeugen. Doch bleiben dabei noch viele Risiken unberücksichtigt und die meisten Unternehmen ausgenommen.

Parallel zu der mangelnden politischen Rahmensetzung wurden in den letzten Jahren Technologien entwickelt, die versprechen, Lieferketten transparenter zu machen und besser managen zu können. Einige davon bauen auf der sogenannten "distributed ledger"-Technologie, vor allem als "Blockchain" bekannt, auf.

Von Seiten der (Tech-)Industrie werden sie als Möglichkeit diskutiert, Lieferketten transparenter zu machen. Der aus anderen gesellschaftlichen Bereichen bereits bekannte Solutionism (Evgeny Morozov) scheint damit auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und Unternehmensverantwortung anzukommen. Dieser Workshop will vor dem Hintergrund der grundlegenden Ambivalenz technikzentrierter Lösungsansätze die Anwendung der Blockchain-Technologie im Kontext des Lieferkettenmanagements kritisch diskutieren und auch die Nebeneffekte, Risiken und Schwächen bei der Anwendung betrachten.

Dabei sollen folgende zentrale Leitfragen diskutiert werden:
• Was sind aktuell Probleme in Lieferketten?
• Wie funktioniert Blockchain in diesem Kontext eigentlich?
• Können fehlende Regulierung und erhebliche Machtunterschiede zwischen den Betroffenen Akteur*innen technisch gelöst werden?
• Welche Rahmenbedingungen müssen erfüllt sein, damit Lieferketten transparenter werden können?
• Transparenz für wen – Unternehmen, NGOs, Betroffene?
• Was ist das eigentliche Ziel – transparente Lieferketten oder darüber hinausgehend eine Verbesserung der Situation Betroffener?
• Wie kann der Diskurs um Blockchain genutzt werden, um verbindliche Standards für Unternehmenstransparenz und -verantwortung zu entwickeln?